Um 8.32 Abfahrt Berlin Hbf. im ICE 875 nach Basel SBB. Und da in Deutschland zu wenig für die Bildung getan wird, wurde gegengesteuert. "Der Richter und sein Henker" von Dürrenmatt war mit im Gepäck. Das Buch stand schon ewig im Schrank, es schrie förmlich danach, endlich gelesen zu werden.

Nach problemloser Fahrt über Wolfsburg, Braunschweig, Göttingen, Fulda, Frankfurt am Main, Mannheim und Karlsruhe um 14.59 Ankunft in Freiburg (Breisgau) Hbf. Zum Hotel 7 Minuten. Kein Adlon oder Interconti, aber sauber, mit Du und WC und wie sich 17 Std. später herausstellen sollte, mit gutem Frühstück. Um 17.15 zu Fuss zum Stadion: 50 Min.! Als Büromensch hat man ohnehin zu wenig Bewegung, deshalb fuhr die Strassenbahn ohne mich.

Am Badenova-Stadion erlebte ich dann die zweitintensivsten Einlasskontrollen (nach Erfurt) aller Zeiten. Abtasten vom Feinsten, nur die Weichteile wurden verschont und Schuhe mussten nicht ausgezogen werden. Das öffnen von Brillenetui und Portemonnaie wurde gefordert. Auch bei der Fototasche war ich beweispflichtig, ob da wirklich eine Digi-Cam drin ist. Im Gästeblock genoss ich direkt neben einem Zaun zwar keine optimale, aber dennoch eine recht gute Sicht. Zunächst machte mir die Dachlücke über mir Angst, angesichts der prognostizierten 50-prozentigen Regenwahrscheinlichkeit. Es blieb aber trocken, die Regenjacke hätte also im Hotel bleiben können.

Dann ging es los. Vor fast ausverkauftem Haus (nur vereinzelt waren freie Sitzplätze zu sehen) war die Ausgangslage des Spiels klar: ein FC-Sieg hätte die Freiburger schon recht weit zurückgeworfen, wir hingegen hätten nach den Siegen von Gladbach und Hoffenheim Anschluss gehalten. Schon nach 2 Minuten die erste Risikoszene für Herzkranke: Mondragon lässt einen Schuss nach vorne abprallen, ein Freiburger spitzelt den Ball über die Linie. Der Unparteiische entschied allerdings auf Abseits, was aus meiner Position nicht zu erkennen war. Der FC hatte das Spiel recht gut im Griff, Freiburger Möglichkeiten waren Mangelware, an eine sog. 100%ige kann ich mich nicht erinnern. Nach 30 Min. führte der FC beim Eckenstand mit 7:1, ich zählte bis zum Seitenwechsel vier Chancen, bei denen sich einige im Gästeblock schon im siebenten Himmel wähnten. Zur Pause hatte ich ein gutes Gefühl.

Dieses hielt bis zur 58. Minute an, da fiel ein Tor, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Jäger wurde nicht angegriffen und schoss aus 18 Metern flach ins linke Eck. Aus meiner Sicht unhaltbar, aber gab es nicht schon einmal die Diskussion "Mondragon muss auch mal einen Unhaltbaren halten" ? Nach diesem Tor hatte der FC noch diverse Torchancen. Daum brachte Scherz für Vucicevic. Aber der Ball wollte einfach nicht ins SCF-Gehäuse. In einem äusserst fairen Spiel gab es erst in der 70. Minute die erste gelbe Karte. Matip (später noch McKenna) erwischte es. Viele im Gästeblock waren der Verzweiflung nahe. Sollte noch nicht einmal ein Punkt herausspringen ? Als der Schiri nach exakt 90 Minuten abpfiff, ohne auch nur eine einzige Minute Nachspielzeit - obwohl zweimal Freiburger auf dem Platz behandelt wurden - war klar: Der FC hatte seine 7. Niederlage kassiert.

Objektiv betrachtet eine äusserst unverdiente, denn wohl jeder im Stadion hat gesehen, wer die bessere Mannschaft war. Viele Pleiten dürfen in den letzten Spielen nicht mehr folgen. Wie schon in Fürth wurde erneut ein "Big-Point" verpasst.

Deprimiert erreichte ich um 23.15 mein Hotel. Am Dienstag um 10.57 brachte mich der ICE wieder nach Berlin. Ich konnte es kaum erwarten wieder am PC zu sitzen um zu erfahren, wie das Spiel im GBF-Forum gesehen worden ist.

An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an PK, der mich bei Auswärtsfahrten immer mit der Eintrittskarte versorgt. Mein nächstes Auswärtsspiel ist am 30.03.08 in Offenbach.

So fuhren wir durch das Gebiet, was seine Länderzugehörigkeit ungefähr genauso häufig wechselte, wie Joschka Fischer seine Ehefrauen - Elsass-Lothringen. Einige Zeit und ein paar Mauteuros später war man auch schon in der Stadt angekommen. Dort lud man die zwei Partisanenkrieger aus und fand anschliessend einen guten Parkplatz in der Nähe des Stadions.

Noch ein kurzer Toilettenbesuch und ein Tannenzäpfle aus dem Pappbecher, dann ab zum Stadion. Dank der sorgfältigen und hingabevollen Begutachtung der Kölnfans durch das Sicherheitspersonal gelang es uns beim Anstehen doch tatsächlich noch je zwei Frikadellenbrötchen zu vertilgen.

Im Stadion suchten wir dann unsere Plätze. Diese waren sehr versteckt... So konnte man aber zumindest stehen, ohne den Hintermann zu behindern - gab ja auch gar keinen!

Nach dem Badnerlied, welches im übrigens äusserst dünn besungen wurde, ging das Spiel sehr rasant los. Nach zwei guten Aktionen des FC, schoss Freiburg das vermeintliche Führungstor. Dank Abseitsstellung verpuffte der Jubel im Stadion recht schnell. Zumindest ausserhalb des FC-Blocks. Direkt im Anschluss gab es eine gute Chance durch Lord Helmchen, der aber in letzter Sekunde am Einschiessen gehindert wurde. Ungewohnt spielwitzig und schnell kam der FC immer wieder vor das Tor der Heimmannschaft. Doch leider gelang es dem FC nicht, einen Treffer zu erzielen. Teilweise Pech, teilweise Unvermögen verhinderte die Führung des FC. Leider konnte der FC dieses Tempo nicht über die ersten 20 Minuten halten. Die Partie verflachte ein wenig.

Nach der Halbzeit ging es ähnlich weiter. In einer Minute wurde es dann wirklich brisant. Wie Micha es schön ausdrückte, wurde der Matip in dieser Minute vom Matchwinner zum Verlierer. Erst haut er das Leder freistehend aus 4 Metern über das gegnerische Tor, anschliessend spielt er Jäger einen Katastrophenpass genau in die Füsse. 20 Meter vorm Tor bugsierte der Ex-Saarbrücker das Leder ins untere rechte Toreck.

Danach versuchte der FC eine Menge, aber ohne Erfolg. Meist scheiterte man an Ungenauigkeit.

Alles in allem war es eine ganz bittere Niederlage. Zum einen, weil man es verpasste, in einer sehr guten Phase einen Treffer zu erzielen, zum anderen weil der Gegner durch einen krassen, individuellen Fehler in Führung gehen konnte.

Es gab sicherlich wesentlich schlechtere Spiele des FC, bei denen sie keine Punkte verdient gehabt hätten. Am Montag hingegen, hätten sie für ihre sehr manierliche Leistung auch gerne belohnt werden können.

Treffer gelangen zumindest den Klamottenkriegern aus der Innenstadt, die wir vor dem traurigen Heimweg noch auflasen.